Umweltfreundlicher Lack schützt Schiffe vor Bewuchs – 210.000 Gäste erleben Antifouling-Exponat des Fraunhofer IMWS auf der MS Wissenschaft

Am 8. Oktober ist die Tour der MS Wissenschaft über die Flüsse Deutschlands in Straubing zu Ende gegangen. In acht Monaten machte das schwimmende Ausstellungsschiff in 75 Städten in Deutschland und Österreich Halt. Mehr als 210.000 Besucherinnen und Besucher waren im Wissenschaftsjahr 2016/2017 an Bord und haben sich zum Thema »Meere und Ozeane« informiert. Auf der Tour 2017 durch Süddeutschland wurden allein 128.000 Gäste gezählt. Umgesetzt wurde die Ausstellung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der deutschen Wissenschaftsorganisation »Wissenschaft im Dialog«.

Bewuchs Antifouling Aquarium Testschwert Lack
© Fraunhofer IMWS
Im Aquarium befinden sich die Testschwerter mit unterschiedlichem Bewuchs.

Das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS präsentierte mit seinem Exponat auf der MS Wissenschaft einen Antifouling-Lack – einen speziellen Lack, der das Festwachsen von Muscheln, Algen und Pocken auf dem Schiffsrumpf verhindert. Wenn Schiffe längere Zeit vor Anker liegen, setzen sich unter Wasser Meeresbewohner auf der Oberfläche ab, beschädigen das Material und führen zu einem größeren Strömungswiderstand. Die Folgen sind ein erhöhter Treibstoffverbrauch, entsprechend höhere Kosten und Schadstoffemissionen.

Am Fraunhofer IMWS wurde gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, der bioplan GMBH, der NTC NatoTechCoatings GmbH und der Schiffswerft Barth GmbH ein spezieller Lack entwickelt, der das sogenannte Biofouling – also den organischen Bewuchs – effektiv verhindert. Der innovative Lack besteht aus mehreren Schichten und hat die Fähigkeit, Strom zu leiten und ist damit als Elektrode für die Elektrolyse geeignet. Durch die Lackschichten fließt ein schwacher Gleitstrom von 0,1 Milliampere (mA) pro Quadratzentimeter. Die äußere Schicht des Lacks fungiert dabei einmal als Anode, an der Sauerstoff entsteht, einmal als Kathode, an der Wasserstoff entsteht. Durch den ständigen Wechsel wird ein pH-Stress erzeugt, der auf umweltschonende Weise die Ansiedlung von Organismen verhindert.

Derzeit arbeiten die Forscher des Fraunhofer IMWS gemeinsam mit der Schiffswerft Barth GmbH daran, das Antifouling-System auf einen großtechnischen Maßstab zu übertragen. Dazu wird an der Ostsee ein moderner Teststand aufgebaut und ein Schiff für entsprechende Langzeitversuche ausgerüstet.

Die Ausstellung auf der MS Wissenschaft informierte in mehr als 30 Stationen über die Weltmeere, über deren Bedeutung für das Klima und darüber, welche Rolle die Meere als Rohstoffquelle spielen. Der Fokus der Themen lag unter anderem darauf, wie wir die Ozeane sinnvoll nutzen und den Lebensraum zahlreicher Tierarten besser schützen können.

Ab dem 9. November ist das Antifouling-Exponat des Fraunhofer IMWS für ein halbes Jahr auf dem Explo-Gelände des Heidelberger Zoos zu sehen.

MS Wissenschaft Ausstellungsschiff
© Wissenschaft im Dialog
Das Ausstellungsschiff MS Wissenschaft tourte zwei Jahre lang durch Deutschland und machte in 75 Städten Halt.