Halle (Saale) bekommt Wasserstoff-Tankstelle von H2 MOBILITY

Halle (Saale) ist der Gewinner des ersten nationalen Standortaufrufs der H2 MOBILITY. Ein Konsortium aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Saalestadt, koordiniert durch das isw, Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gGmbH und das Kooperationsnetzwerk Chemie+, hat sich gegen fast 30 Mitbewerber durchgesetzt und erhält nun eine Wasserstoff-Station.

Strategie Tankstellennetz Wasserstoff
© H2 MOBILITY
H2 MOBILITY hat sich den Bau und Betrieb von bis zu 400 Wasserstoff-Stationen bis zum Jahr 2023 zum Ziel gesetzt.

Die neue Tankstelle wird in die bereits bestehende Multienergietankstelle (konventionelle Tankstelle mit Erdgas- und Elektro-Angebot) der PS Union am Standort Selkestraße in Halle (Saale) integriert. Sie liegt günstig nahe der Autobahnen A9 und A14 und schafft damit eine wichtige Verbindung auf den Nord-Süd- sowie Ost-West-Achsen im Wasserstoff-Tankstellennetz.

Bundesweit sollen bis zum Jahr 2018 zunächst 100 Wasserstoff-Tankstellen entstehen. Damit schafft die H2 MOBILITY die Grundlage für die Markteinführung umweltfreundlicher Elektrofahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb.

Mit dem Standortaufruf hat die H2 MOBILITY Deutschland GmbH & Co.KG erstmals den vornehmlich theoretischen, auf Studien basierenden Netzplanungsansatz um eine Variante erweitert und Regionen zur direkten Teilnahme aufgefordert. Knapp dreißig Bewerbungen sind bei der Gesellschaft eingegangen.

Halle (Saale) überzeugte die Jury insbesondere mit der Vision der klimaneutralen, vernetzten und integrierten Modellstadt, des Car-Sharings und der hohen Verbindlichkeit. In den nächsten zwölf bis 14 Monaten prüft, beantragt und baut die H2 MOBILITY nun in Halle (Saale) eine weitere Wasserstoff-Station. »Wir freuen uns sehr«, sagt Ralf B. Wehrspohn, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS und Sprecher im Netzwerk Chemie+, und betont: »Die Wasserstoff-Station unterstützt uns bei unseren Klimaschutzbemühungen und wird wichtige Impulse in der Region setzen. Wasserstoff ist und bleibt ein wichtiger Faktor beim Umbau unserer Energieversorgung.«

Schon jetzt ist abzusehen, dass dauerhaft mehr als 25 mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge in der Region unterwegs sein werden, perspektivisch kommen noch Busse hinzu. Die Wasserstoff-Tankstelle in Halle (Saale) wird in das innovative Mobilitätskonzept der Region integriert: Das Car-Sharing-Angebot der PS Union Group »JEZ! mobil« wird um zehn wasserstoffbetriebene Fahrzeuge ergänzt. Darüber hinaus werden die Stadtwerke Halle Wasserstoff-Fahrzeuge im Company-Car-Sharing betreiben. Auch das Fraunhofer IMWS und Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP werden ihren Fuhrpark mit Wasserstoff-Fahrzeugen ausstatten und das Vorhaben darüber hinaus bei Bedarf forschungsseitig unterstützen. Weitere Unternehmen, die ihre Fahrzeugflotte durch wasserstoffbetriebene Fahrzeuge ergänzen, sind kommunale Entsorgungs- und Wohnungsunternehmen.

Koordiniert und begleitet wird das Vorhaben maßgeblich durch das isw, der Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gGmbH und das Kooperationsnetzwerk Chemie+. Darüber hinaus bietet der Wettbewerb »Zukunftsstadt halle.neu.stadt 2050: klimaneutral – vernetzt – integriert« vertiefte Kooperationen und Möglichkeiten für die Umsetzung von weiteren Forschungsprojekten im Bereich der nachhaltigen Mobilität und der Material- und Energieinnovation. Offiziell verkündet wird der Sieger des Standortaufrufs auf der Zukunftskonferenz »halle.neu.stadt 2050 – auf dem Weg zur Zukunftsstadt« am 15. Juni 2017 um 12 Uhr in Anwesenheit von Dr. Reiner Haseloff , Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, und Dr. Bernd Wiegand, Oberbürgermeister der Stadt Halle (Saale).

Vor allem bei der Diskussion, wie Deutschland seine Klimaziele erreichen kann, spielt Wasserstoff, kurz H2, eine große Rolle. Der Straßenverkehr ist unbestritten ein großer Emittent. Um die vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen, muss der Mobilitätssektor zu 95 Prozent auf alternative Antriebe umrüsten. Eine der Möglichkeiten, das Kraftstoffangebot im Verkehrssektor klimafreundlich zu erweitern, ist Wasserstoff. Mithilfe von Wasserstoff, der mit erneuerbarer Energie erzeugt wurde, lassen sich klimaschädliche Emissionen deutlich senken. Der Betrieb eines Brennstoffzellenfahrzeugs verursacht weder CO2 noch Stickoxide (NOx) oder Feinstaub.

Damit Wasserstoff-Mobilität zur Erfolgsgeschichte bei der Energiewende im Straßenverkehr wird, sind genügend Brennstoffzellen-Fahrzeuge sowie eine entsprechende Infrastruktur nötig. Eine Aufgabe, für die das Gemeinschaftsunternehmen H2 MOBILITY Deutschland GmbH & Co.KG, ein Zusammenschluss von Air Liquide, Daimler, Linde, OMV, Shell und Total, gegründet wurde. Unternehmensaufgabe ist der Bau und Betrieb von bis zu 400 Wasserstoff-Stationen bis zum Jahr 2023. Grundlage für den Tankstellen-Rollout ist eine Studie, die sieben Regionen in Deutschland definiert hat. Bis zu zehn Stationen sollen in Berlin, Hamburg, Frankfurt, München, Nürnberg, Rhein-Ruhr und Stuttgart, sowie weitere Tankstellen an Fernstraßen und Autobahnen eine flächendeckende Wasserstoff-Versorgung sicherstellen. »Der Erfolg des ersten Standortaufrufs hat uns sehr motiviert, diesen Weg zukünftig öfter zu gehen«, sagt Nikolas Iwan, Geschäftsführer der H2 MOBILITY. »In Deutschland gibt es viel Potenzial für die Arbeit mit herausragenden Wasserstoff-Pionieren. Zurzeit arbeiten wir an Aufruf Nummer zwei«, erläutert er.

Brennstoffzellen-Fahrzeuge überzeugen durch kurze Tankzeiten von nur drei Minuten und mit herkömmlichen Pkw vergleichbaren Reichweiten zwischen 500 und 700 km. Neben Daimler, das mit der Mercedes-Benz B-Klasse F-Cell bereits eine Kleinserie Brennstoffzellenfahrzeuge entwickelt hat und ab 2017 den Mercedes-Benz GLC F-Cell im Markt einführt, bieten derzeit Toyota und Hyundai Autos mit Brennstoffzellen-Antrieb an.