Interview mit Thomas Höche

»Wir sehen viel Verwertungspotenzial in den Ergebnissen unserer Vorlaufforschung«

© Fraunhofer IMWS
Prof. Dr. Thomas Höche

Wie bewerten Sie das Jahr 2023 aus Sicht des Geschäftsfelds »Optische Materialien und Technologien«?

Das Jahr 2023 bot wieder etliche Herausforderungen, beim Blick auf die Höhepunkte möchte ich aber gerne die Chancen hervorheben. Da ist uns zum einen das Aufgleisen großer Geräteinvestitionen gelungen, die uns für die nächsten zehn Jahre in die Lage versetzen, unseren Kunden eine erstklassige Ausstattung anbieten zu können. Zum anderen haben wir mehrere Vorlaufprojekte mit viel Verwertungspotenzial abgeschlossen. Dazu zählen unter anderem erhebliche Fortschritte, die wir im laser swelling von Polymeren zur Erzeugung qualitativ hochwertiger Mikrooptiken erzielt haben, und das Projekt »GRIN2.0«, in dem wir lokalen Ionenaustausch genutzt haben, um neue Freiheitsgrade bei der Erzeugung von Gradientenlinsen in Mineralgläsern zu ermöglichen.

Welches Profil bietet Ihr Geschäftsfeld für Auftraggeber und was schätzen diese an der Zusammenarbeit?

Wir unterstützen mit unseren mikrostrukturdiagnostischen Techniken unsere Kunden bei der Entwicklung von Gläsern und Glaskeramiken, optischen Schichten für Lithographie, Lasertechnik und Ophthalmik sowie im Bereich der Effektpigmente und Lacke. Wir nutzen dabei unsere Fachkenntnisse in der Diagnostik, um neue Werkstoffe schneller zu entwickeln und Prozesse in der Laser-basierten Materialentwicklung zu optimieren. Es ist uns gelungen, die Direktbeauftragungen durch die Industrie im Jahresvergleich fast zu verdoppeln. Dies wäre ohne hohe Verbindlichkeit und Termintreue gegenüber unseren Kunden und ein von Qualitätsanspruch geprägtes Selbstverständnis des gesamten Teams nicht möglich.

Die Umsätze der deutschen Photonik-Industrie haben sich in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt. Was macht aus Ihrer Sicht die Stärke dieser Branche aus?

Nach Erhebungen von SPECTARIS, des Branchenverbands der optischen Industrie, in dem auch wir Mitglied sind, werden von Firmen im Bereich der Photonik mehr als 10 Prozent der Umsätze in Forschung und Entwicklung investiert. Dies zahlt sich aus und führt dazu, dass in der optischen Industrie weltweite Champions von Deutschland aus operieren und Technologien nicht in andere Weltregionen abwandern. Als bereits sehr gut vernetzter Partner ist unser Ziel, möglichst viele von diesen Protagonisten kennenzulernen und unsere Kompetenzen und Angebote in die mikrostrukturbasierte Entwicklung neuer Technologien sowie die Fehlerdiagnostik einzubringen.

Worauf freuen Sie sich im neuen Jahr und was wird 2024 eine besondere Herausforderung?

Nach über vier Jahren als stellvertretender Institutsleiter freue ich mich sehr darauf, mich 2024 wieder verstärkt in die inhaltliche Entwicklung des Geschäftsfeldes »Optische Materialien und Technologien« einbringen zu können. Als Herkulesaufgaben sehe ich die Einhegung überbordender Bürokratie, verpasste Chancen der Digitalisierung und zunehmend fluide und sich verschlechternde Rahmenbedingungen für Forschungsförderung in Deutschland an.