Interview mit Maik Feldmann

»Unser Strategieprozess ist der Grundstein für künftige Erfolge«

© Fraunhofer IMWS
Prof. Dr.-Ing. Maik Feldmann

Was waren die Höhepunkte des Jahres 2023 für Sie als Leiter des Geschäftsfelds »Polymeranwendungen«?

Ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf und den Ergebnissen unseres Strategieprozesses, bei dem auch die Mitarbeitenden des Geschäftsfelds eingebunden waren und sind. Wir haben sechs Leitprodukte in den drei Forschungsgebieten Thermoplastischer Leichtbau, Biobasierte Kunststoffe und Recycling sowie Kautschuk-Compounds definiert. Diese Fokussierung ist eine wichtige Basis für unseren künftigen Erfolg. Sehr erfolgreich sind auch die Projekte »Digital TPC« zur Digitalisierung von Werkstoffen und Prozessen sowie »HyWaSand« zur Fertigung von Bauteilen für den Mobilitätssektor in Thermoplast-Sandwichbauweise verlaufen. Gemeinsam mit der Firma ENGEL haben wir die sehr gelungene Tagung »Entwicklung trifft Serie« am Fraunhofer PAZ in Schkopau ausgerichtet und diese Gelegenheit auch genutzt, um das neue Profil des Geschäftsfelds und die erweiterten apparativen Möglichkeiten am PAZ zu präsentieren. Ich habe mich über die zahlreichen positiven Rückmeldungen im Nachgang der Veranstaltung sehr gefreut und wir hoffen nun nach diesem Impuls auf zahlreiche gemeinsame Projekte.

Welche Vorteile bietet die Kooperation mit Ihrem Geschäftsfeld für Industriekunden? Welche Branchen adressieren Sie dabei besonders?

Mit unserem Werkstoff-Know-how von der Mikrostruktur bis zu der Umsetzung im Pilotanlagenmaßstab bieten wir unseren Auftraggebern die Bewertung und Verbesserung der Leistung und Effizienz ihre Produkte. Vor diesem Hintergrund haben wir Lösungen für den Einsatz leistungsfähiger, maßgeschneiderter und nachhaltiger Materialien. Damit unterstützen wir die Branche auch bei der Transformation hin zu einer nachhaltigen Kunststofftechnik. Wir decken mit unserer umfangreichen und modernen Ausstattung die Wertschöpfungskette von der Wahl der Rezeptur und dem Materialdesign über Prozessoptimierung und Simulation bis zur Bauteilfertigung im Industriemaßstab und der Qualitätskontrolle ab. Wir arbeiten branchenübergreifend und bieten unseren Auftraggebern kurze Reaktionszeiten und ein ausgeprägtes Technologieverständnis, um schnell Lösungen auch in Problemfällen anbieten zu können. Unsere besondere Expertise liegt in neuartigen Leichtbaukonzepten in Thermoplast-Sandwichbauweisen, die nicht nur leicht in großen Stückzahlen herstellbar, sondern auch gut zu recyceln sind.

Sie haben im Oktober 2022 die Leitung des Geschäftsfelds übernommen und in der neuen Position einen Strategieprozess angestoßen. Wie geht es damit weiter?

Es war zunächst sehr erfreulich für mich, auf so viele und ausgeprägte Kompetenzen zurückgreifen zu können, die im Geschäftsfeld schon vorhanden waren, ebenso wie auf ein sehr motiviertes Team. Gemeinsam haben wir Schwerpunkte für die Bedarfe unserer Kunden definiert und somit den Grundstein gelegt, um das Geschäftsfeld zukunftssicher auszurichten. Jetzt geht es darum, diese Strategie kontinuierlich zu verfolgen. Um sie zum Erfolg zu führen, muss sie wirklich gelebt werden, von jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter. Dafür sehe ich eine sehr gute Basis, weil wir erstens die Mitarbeitenden schon beim Konzept einbezogen haben und ich zweitens auch die organisatorische Struktur des Geschäftsfelds darauf ausrichten möchte. Wir werden nach und nach, begleitet von entsprechenden Roadmaps, fachlich/methodisch ausgerichtete Teams einführen, die zu unseren Leitprodukten in den einzelnen Forschungsgebieten passen. Auch die Kooperation mit der Hochschule Merseburg, die für uns eine ganz entscheidende Bedeutung hat, möchte ich darauf ausrichten.

Worauf freuen Sie sich im neuen Jahr und was wird 2024 eine besondere Herausforderung?

Da die Hochschule Merseburg jetzt auch Promotionsrecht hat, können wir die Betreuung der ersten Doktorandinnen und Doktoranden in Kooperation mit dem Promotionszentrum Ingenieurwissenschaften & Informationstechnologien (IWIT) beginnen, worauf ich mich sehr freue. Wir haben spannende Ideen für Projekte in Fraunhofer-internen Förderprogrammen, die wir hoffentlich umsetzen können. Ein Schwerpunkt der Projektarbeit wird das Thema Polybutylensuccinat (PBS) als biobasierter Kunststoff sein. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir da weitere wichtige Fortschritte erzielen können – langfristig wollen wir unseren Kunden hier, bei entsprechender Nachfrage und geeigneten Förderinstrumenten, eine industrielle Pilotanlage anbieten können. Wie schon in den vergangenen Jahren verändern sich dabei die Rahmenbedingungen im Umfeld allerdings sehr dynamisch. Wir müssen beispielsweise abwarten, wie sich die Debatten um den Bundeshaushalt auf die Förderpolitik auswirken. Ich bin auch gespannt, welche Impulse der neue Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft geben wird. Und natürlich freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit den anderen Geschäftsfeldern unseres Instituts und mit unseren Kunden!